25.09.2016 - Chemnitz
Turbulente Finalkämpfe mit den Ringbauhelden als ungekröntes "Team des Tages" - Sachsen verteidigte Pokalsieg
Vier Finalsiege beim 25. ICBT führen zum Erfolg für das sächsische Team
Vom 23. bis 25. September 2016 wurde ein Vierteljahrhundert internationales hochklassiges Boxen in Chemnitz gebührend gefeiert. Ein bemerkenswerter Meilenstein, der viele Besucher und Fachexperten begeisterte. In den 25 Jahren waren viele Topathleten zu Gast im Chemnitzer Seilquadrat. Für international erfolgreiche Spitzensportler, wie zum Beispiel Peter Mullenberg, Anthony Crolla oder auch Tyson Fury, war das stets stark besetzte Turnier ein wichtiger Zwischenschritt in ihrer Karriere und trug zu deren Entwicklung maßgeblich bei.
Auch das diesjährige Jubiläumsturnier bot Boxen der Extraklasse. In vielen Ringduellen wurde den Zuschauern sehr guter Boxsport geboten. Die sächsische Mannschaft verteidigte mit vier Siegen im Finale den Pokal für die beste Mannschaft. Maxi Klötzer, Sabine Fiedler, Ali Dohier und Tom Schröter-Schumann konnten die ersten Plätze für Sachsen sichern. Der Ostsachse Schröter-Schumann beeindruckte mit einer starken „kämpferischen Leistung“ sowohl Publikum als auch die Turnierleitung, die ihm mit dem Ehrenpreis in dieser Kategorie auszeichnete. In der Kategorie „technische Leistung“ hatte es die Jury in diesem Jahr wieder schwer, da mehrere Kandidatinnen und Kandidaten für den Preis in Betracht kamen. Mit der Wahl von Ceyhan Güleryüz vom Team Brandenburg gab es jedoch einen verdienten Gewinner. Außerdem wurde Roy Korving zum besten Boxer des Turniers gewählt. Der Niederländer Korving hatte sich u. a. im Halbfinale in einem spannenden Kampf gegen Lokalmatador Philipp Gruner durchgesetzt. Und auch im Finale der Schwergewichtsklasse konnte er in einem mitreißenden Kampf gegen den Österreicher, Aleksandar Mraovic, überzeugen.
Viele Weggefährten, Sportfreunde und -freundinnen brachten beim abendlichen Empfang zum 25. Jubiläum am Sonnabend im Mercure Hotel Kongress ihre Hochachtung und Wertschätzung für das traditionsreiche Chemnitzer Turnier zum Ausdruck. So lobte beispielsweise der DBV-Vizepräsident und Kari-Obmann Erich Dreke die immer freundliche und familiäre Atmosphäre bei dem Turnier, welche er sogar weltweit als einzigartig empfindet. Viele Vertreter der Gästeteams, ob aus Usti nad Labem, Tampere, Lodz, Bern oder Düsseldorf sind mittlerweile zu engen Freunden geworden. Hennie van Bemmel vom Team Apeldoorn fasste seine Eindrücke damit zusammen, dass es „nach den vielen gemeinsamen Jahren immer so wäre als ob man nach Hause kommt.“
Als sollte es noch eines Beweises dafür benötigen, dass sich das Helferteam auf alle Eventualitäten einstellen kann, wurde auch ein plötzlich gerissenes Ringseil am Finaltag schnell und souverän repariert. Solch einen Unfall, der für andere Veranstaltungen auch schon mal das Aus bedeuten könnte, hatte selbst Olaf Leib, Hauptorganisator des Chemnitzer Boxturniers, das letzte Mal 1982 damals noch in Karl- Marx- Stadt, somit vor über 30 Jahren erlebt. Aber auf sein Helferteam war in dieser Situation wie immer 100% verlass. Mit vielen dankenden Worten verabschiedete er das Publikum und die weit angereisten Sportlerinnen und Sportler. Leider musste er auch seine Enttäuschung darüber zum Ausdruck bringen, dass von den Repräsentanten der Stadt Chemnitz niemand die Einladung wahrgenommen hatte und die sehr gelungenen Veranstaltungen am Wochenende persönlich besuchen konnte bzw. wollte. Die fehlende Wertschätzung der Stadt ist ein Aspekt, der gerade mit Blick auf die Zukunft des Turniers eine große Rolle spielen wird.
Benjamin Kahlert – Öffentlichkeitsreferent BC Chemnitz 94
Höchst seltener Seilriss im Leichtgewichtsfinale brachte Wölfe-Ringbauteam nur kurzeitig ins Schwitzen

Das werden sie noch ihren Kindern und Enkeln erzählen können: Die Truppe vom Wölfe-Ringbauteam avancierte zu den Helden des Tages. Dank der umsichtigen Führung durch Turnierleiter Olaf Leib und Ringbau-Chef Lutz Antrag waren die Ringseile in Rekordzeit wieder fit.
Die Uhr schlug 12.15 Uhr, als in der Sporthalle am Schloßteich urplötzlich ein vielstimmiges Schweigen losbrach. Was war geschehen? Im Finalkampf der leichten 60-kg-Männer war gerade mal eine reichliche Minute vergangen, als in der neutralen Ecke das obere der vier Ringseile zerriss und im hohen Bogen auf die Kampfrichtertische flog. Die Schockstarre hielt jedoch nur kurz und in Windeseile war das Wölfe-Ringbauteam am Ring und das Gewusel glich einem Feuerwehreinsatz. Doch das scheinbar ungeordnete Chaos hatte einen Plan. "So ein Seilriss kommt gott sei dank wunderselten vor und bedeutet eigentlich das Ende der Veranstaltung", konstatierte Sachsen Mannschaftsleiter Frank Hillmer nach den Finalkämpfen. Doch mit nicht einmal 10-minütiger Verspätung konnte unter dem anerkennenden Beifall des Publikums der Wettkampf dank der tollen Teamarbeit fortgesetzt werden.
Turnierleiter Olaf Leib moderierte inzwischen die Pause mit einer interessanten Geschichte aus dem Jahre 1982: Damals fanden in Chemnitz (damals noch Kalr-Marx-Stadt) die DDR-Meisterschaften der AK 16 im "Haus Einheit" statt. Dort riss ebenfalls ein Ringseil in der zweiten Runde und wurde notdürftig geflickt. Der Kampf musste damals ebenfalls ausgepunktet werden. Woher der Wölfe-Coach dieses Ereignis noch fest im Gedächtnis hatte? Olaf Leib stand selbst im Finalkampf und musste zwei Kämpfe später in den Ring klettern und daraufhin auch seine Kampfvorbereitung noch einmal unterbrechen.

Zum tragischen Helden des Turniers wurde Erik Aloyan aus Usti n. Labem (links im Bild). Durch den Seilriss musste der Kampf in Runde eins ausgepunktet werden und der favorisierte Tscheche unterlag dem Finnen Justus Paajanen nach Punkten. Da die Finnen zum Flieger nach Berlin mussten, konnte aus Zeitgründen das Finale nicht neu angesetzt werden.
Auch Aarno Laukkanen, der finnische Delegationsleiter aus der Partnersatdt Tampere, konnte sich noch an einen solchen Seilriss erinnern, den er als Aktiver bei einem Länderkampf in der damaligen Tschechoslowakei im Jahre 1972 erlebt hatte. Alle anderen schon seit Jahrzehnten im Boxsport tätigen Experten in der Halle konnten sich zwar an einen gebrochenen Ringboden erinnern, an einen Seilriss jedoch nicht.
Sachsen gewinnt Pokal vor den Gästen aus Apeldoorn und der finnischen Partnerstadt Tampere
Die boxerische Schiene kam beim 25. (und wie vielerorts zu hören war, in dieser Form auch letzten) ICBT nicht zu kurz. Die Finalkämpfe schlossen sich nahtlos an das hohe sportliche Niveau der beiden Vortage an.

Zum "Besten Boxer des Turniers" wurde der amtierende Chemiepokalsieger Roy Korving aus Apeldoorn gekürt. Im offenen Schwergewicht hatte er jedoch harte Gegenwehr des Österreichers Aleksanadar Mraovic zu brechen.

Kampfstarkes Match im Halbschwer, indem sich der Apeldoorner Artjom Kasparian knapp gegen den Tschechen Martin Podlucky durchsetzte.

...sie hätten wohl bis morgen Abend weitergekämpft, wären Ringrichter Thomas Sureck und der Schlussgong nicht dazwischengegangen. Silvio Schierle und Vladislav Jaskuls (Apeldoorn) lieferten sich einen begeisternden Schlagabtausch, den der Brandenburger hauchdünn für sich entschied.

Der Deutsche Jugendmeister Tom Schröter-Schumann musste hochkonzentriert sein, um den Österreicher Kushtrim Veseli (rechts) auf Distanz zu halten. Dieser kannte nur den Vorwärtsgang und wurde erfolgreich abgekontert.

Einen engen Kampf lieferten sich auch Ali Dohier (rot) und der Schweizer Andri Beiner.
Alle Ergebnisse des 25. ICBT finden Sie hier.
|